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Über das Leben ohne Leitplanken

 

Stefan Spintig - Neuss: Wenn man Stefan Spintig erlebt, deutet nichts auf die Turbulenzen der letzten Jahre seines Lebens hin. Im Gegenteil, man begegnet einem offenen, sehr kommunikativen und interessierten Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht.
Das war aber nicht immer so. Denn eine Lebenskrise hatte ihn in eine Schieflage gebracht. Er wurde alkoholkrank und verhinderte den persönlichen und beruflichen Absturz nur, indem er für sich selbst die Notbremse zog.
So ganz ohne Leitplanken, erzählt er, kann man nicht in der Spur bleiben. Und zwischenzeitig waren diese für ihn nicht erkennbar. Er entschloss sich für eine professionelle Begleitung aus den Grauzonen dieser Erkrankung. Kein leichter Weg, wenn Alkohol bis dahin der „Problemlöser“ war. An den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen - ob das gelingen kann?
Einer klinischen Entgiftung folgte die Wiedereingliederung in den strukturierten Alltag. Stefan besuchte zum ersten Mal „Ons Zentrum“ der Caritas, das er in seiner früher aktiven Zeit in der Kirchengemeinde und als Messdiener eher mitleidig aus der Ferne betrachtete. „Ich dachte immer; die armen Leute, gut dass Du nicht dazu zählst. Und nur wenige Jahre später besuchte ich die Einrichtung und hoffte, hier einen Rettungsring zu finden. Und dem war so. Das ist bis heute so geblieben,“ erzählt er.
Heute lebt er mit bis zu zwölf ehemals suchtkranken Menschen im Haus am Stadtpark, einem speziellen Wohnheim der Eingliederungshilfe der Caritas. Hier kam wieder Halt und Struktur in sein Leben, endlich wieder fester Boden unter seinen Füßen.
Der gelernte Elektriker, der vor seiner Erkrankung als Haustechniker arbeitete, hat nicht nur zurück in den Alltag, sondern auch in den Beruf gefunden. Trotz Erwerbsunfähigkeitsrente kann der 47jährige Neusser nicht die Hände in den Schoß legen. Das zeigt auch, dass er den damals freiwillig abgegebenen Führerschein wieder hat.

Und er hat in Zeiten des Corona-Lockdowns das Technische Hilfswerk für sich entdeckt, die Aufnahmeprüfung in Theorie und Praxis gemeistert und engagiert sich hier in seiner Freizeit. Was ganz früher der Musikverein, die Arbeit in der Pfarrgemeinde oder für die Messdiener für ihn bedeutet hatte, findet er jetzt in seiner ehrenamtlichen Arbeit. Dabei steht auch „Ons Zentrum“ ganz oben auf der persönlichen Liste.
 „Ich wüsste nicht, was ich ohne meine Ansprechpartner im Haus am Stadtpark und von Ons Zentrum tun würde oder was aus mir geworden wäre. Das sind meine Leitplanken auf der Straße, die zurück ins normale Leben führt. Und ich bin unendlich froh und dankbar dafür. Mein Glaube, die Caritas und die hier tätigen Menschen, ob Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter oder ehrenamtlich Helfende, haben mir Wege aus der Abhängigkeit gezeigt, die ich auch in Zukunft gehen will. Ich bin wieder angekommen. aber spätestens nächstes Jahr möchte ich wieder in meiner eigenen Wohnung leben.“

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